Weltphysiotherapietag 2022

Anlässlich des Weltphysiotherapietages haben wir Frau Petra Kotnik, leitende Physiotherapeutin und BA in Organisationswissenschaften, eingeladen, die als Dozentin an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Novo Mesto tätig ist. Man kann sofort spüren, dass sie sich voll und ganz ihrem Beruf widmet und sich für andere einsetzt, was ihre Schüler natürlich inspiriert.

Wie haben Sie sich das erste Mal für den Beruf des Physiotherapeuten interessiert?

Ich wollte schon in der Grundschule Physiotherapeutin werden. Später dann hat mich eine Verletzung und leider auch eine Operation nicht nur an einem, sondern an beiden Kniegelenken dazu veranlasst, mich ernsthaft damit zu beschäftigen. Als ich gesehen habe, wie Therapeuten mir und anderen bei der Rehabilitation geholfen haben, wusste ich, was ich beruflich machen wollte.

Bitte erzählen Sie uns etwas über Ihre Karriere.

Am Ende meines zweiten Studienjahres an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität von Ljubljana (1995) habe ich meinen beruflichen Werdegang festgelegt. Zunächst bin ich für ein zweiwöchiges Praktikum nach Šmarješke Toplice gekommen und bin dann wegen des dortigen Personalmangels als Studentin geblieben. Ich habe seinerzeit auch ein Stipendium bekommen und logischerweise anschließend eine Arbeitsstelle, aber ich habe nie aufgehört zu studieren. So habe ich mich auf dem Gebiet der manuellen Therapie und der orthopädischen Medizin weitergebildet und aktiv an Symposien und Kongressen teilgenommen. Mein BA-Studium habe ich an der Universität Maribor abgeschlossen. Nach 25 Jahren nahm ich ein Angebot der Universität Novo Mesto an, dort als Dozentin an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften tätig zu werden.

Was ist für Sie das Schönste an Ihrem Beruf?

Am schönsten ist es, wenn das Gesicht eines Patienten zeigt, dass er keine Schmerzen mehr hat. Ein glücklicher Patient, der einem sagt, dass es ihm besser geht, dass er wieder selbst essen kann, dass er einen Löffel in den Mund nehmen kann… eine Patientin, die ihren BH hinter dem Rücken einhaken und selbst ihr Haar kämmen kann, dass sie sich waschen und selbst auf die Toilette gehen kann. Ich glaube, das hört sich vielleicht seltsam an, aber es ist alles andere als komisch, wenn man sich in dieser Situation wiederfindet und nicht in der Lage ist, diese einfachen alltäglichen Dinge zu tun. So etwas versteht man nur, wenn man es selbst erlebt hat. Und all das habe ich selbst erlebt. Leider schätzen wir unser Leben und unsere Gesundheit nicht hoch genug. Wir tun heutzutage nicht viel, um gesund und fit zu bleiben.

Was ist schwer an Ihrem Beruf?

Wenn keine Besserung eintritt. Wenn sich der Patient nicht anstrengt und in die entgegengesetzte Richtung bewegt, als man es sich gewünscht hat.

Wie passt dieser Beruf Ihrer Meinung nach zur Gesundheit eines jeden Einzelnen?

Die Menschen kommen zu uns, wenn sie bereits Schmerzen haben, wenn eine Verletzung vorliegt. Das ist auch absolut richtig. Es ist aber auch wichtig, dass man rechtzeitig zum Physiotherapeuten geht und nicht erst nach einigen Monaten. Ich beziehe mich natürlich auch auf das Problem der zu langen Wartezeiten im öffentlichen slowenischen Gesundheitssystem.

Meiner Meinung nach ist der Beruf des Physiotherapeuten nicht ausreichend in die Prävention integriert. Es wird viel übersehen. Heute lesen wir, wie viel Hypokinesie es weltweit gibt, sogar in der jungen Generation. Ich bin der Meinung, dass Physiotherapeuten mehr in der Primarstufe präsent sein sollten, auch in Kindergärten und weiterführenden Schulen. Sie sollten junge Menschen beraten und aufklären, auch in ihrem späteren Berufsleben. Wenn uns das gelingt, würden wir sicherlich dazu beitragen, Langzeitschmerzen und damit auch Fehlzeiten am Arbeitsplatz zu verringern. Wir könnten die Menschen zu glücklicheren Menschen machen, die sich um sich selbst und um die Gesellschaft kümmern.

Der Beruf des Physiotherapeuten scheint sehr anspruchsvoll zu sein. Es ist ausgesprochen wichtig, sich über neue Erkenntnisse auf dem Laufenden zu halten, Techniken und Ansätze zu kombinieren.

Ja, alles, was Sie gesagt haben, stimmt. Und Physiotherapeuten dürfen auch nicht vergessen, dass sie sich zuallererst um sich selbst kümmern müssen. Sie müssen in guter körperlicher und geistiger Verfassung sein.

Was sagen Sie Ihren Studenten, wie ein Physiotherapeut sein sollte?

Zuallererst muss er/sie MENSCHLICH sein. Physiotherapeuten müssen zuhören und verstehen. Sie müssen anderen helfen wollen und mit dem, was sie tun, zufrieden sein. Sonst kann man in diesem Beruf kein glückliches Leben führen.

Wir danken Ihnen, Frau Petra Kotnik, dass sie sich die Zeit genommen hat, ihre Gedanken mit uns zu teilen.

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